Ein Traum ging in Erfüllung

22.06.2017 22:06
von Jürgen Lindolf

Frau Pfeifer, Sie haben ausgesprochen erfolgreiche Zeiten hinter sich: zweimal Bronze bei den Weltmeisterschaften 2014 und 2015, die Europameisterschaft 2016 und die Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Rio. Jetzt brechen neue Zeiten an: Im Herbst werden Sie Mutter. Wie sehr hat das Ihr Leben verändert?

Melanie Pfeifer: Ich habe mich ganz normal auf die Saison vorbereitet und war im Winter guter Dinge, dass es eine gute Saison wird. Als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, musste ich natürlich das Training runterfahren, aber als Leistungssportlerin betätige ich mich weiterhin sportlich, mein Körper ist das nicht anders gewohnt. Aktuell gehe ich noch einmal täglich paddeln, aber das wird wohl bald vorbei sein.

Ihr Bild ziert das Plakat für den Weltcup, aber Sie können nicht mitfahren. Enttäuscht?

Pfeifer: Nein, überhaupt nicht. Ich bin sehr stolz, dass ich auf dem Plakat bin und ich wäre natürlich auch gerne mitgefahren. Aber es gibt halt auch andere Dinge im Leben.

Kehren Sie später zurück zum Leistungssport?

Pfeifer: Paddeln werde ich immer, dafür liebe ich den Sport zu sehr. Wenn das Kind da ist, wird meine Mama wahrscheinlich bald den Kinderwagen am Eiskanal rauf und runter schieben, während ich im Wasser bin. Wie intensiv ich das dann betreibe – das werde ich erst sehen.

Als Leistungssportlerin in einer Randsportart, dazu noch ein Studium – wie kriegt man das alles unter einen Hut?

Pfeifer: Ja, das ist in der Tat nicht so leicht. Ich bin bei der Bundeswehr in der Sportfördergruppe, das ist die beste Unterstützung, die man bekommen kann. So kann ich mich auf den Sport konzentrieren. Nebenbei studiere ich noch, ich hoffe, im Sommer kann ich meinen Master in BWL beenden, aktuell schreibe ich meine Abschlussarbeit. Bisher läuft das nach Plan.

Sie haben im vergangenen Jahr die Europameisterschaft gewonnen und sich für die Olympischen Spiele in Rio qualifiziert. Ging damit ein Traum in Erfüllung?

Pfeifer: Ja, die Qualifikation für Olympia war ein extrem anstrengender Wettkampf, der anstrengendste, den ich bisher erlebt habe. Als dann feststand, dass ich es wirklich geschafft habe, hat es sicher drei, vier Tage gedauert, bis ich realisiert habe, dass ich wirklich zu Olympia fahre.

Was hat Sie denn in Rio am meisten beeindruckt?

Pfeifer: Im Grunde fand ich alles beeindruckend. Es war beispielsweise etwas ganz Besonderes, ins olympische Dorf einzuziehen, die anderen Sportler zu treffen, darunter auch richtige Legenden. Es war eine wunderbare Atmosphäre. Ein Highlight war die Eröffnungsfeier. Ich habe mein Leben lang dafür trainiert, habe mir gewünscht, dass ich das einmal erleben darf. Und dass es dann wahr wurde, das weiß ich sehr zu schätzen.

Der Wettkampf selber lief dann nicht so rund, Sie wurden Siebte.

Pfeifer: Im Kanuslalom gibt es so viele Komponenten, die über ein gutes oder schlechtes Rennen entscheiden. Ich war optimal vorbereitet, habe perfekt trainiert, und daher kann ich mir nichts vorwerfen. Die Strecke war für mich etwas zu leicht, mir liegen eher schwierigere Strecken. Es war auch extrem windig, damit bin ich nicht wirklich zurechtgekommen. Am Ende war es ein solider Lauf – und für Olympia war das zu wenig.

Wenn wir von Olympia reden, müssen wir leider über ein schreckliches Ereignis reden. Ihr Trainer Stefan Henze war in einen Verkehrsunfall verwickelt und starb drei Tage später an den Folgen. Stellt das alles in den Schatten?

Pfeifer: Ja, das hat natürlich alles in den Schatten gestellt. Wir haben uns gemeinsam monatelang tagtäglich auf Olympia vorbereitet, jahrelang zusammen gearbeitet – und dann passiert so etwas Furchtbares. Und zeigt, wie unwichtig Gedanken über Medaillen letztendlich sind

Interview: Andreas Schäfer (Augsburger Allgemeine)

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