2025 ICF Kanuslalom Weltmeisterschaft in Down Under

25.09.2025 12:29
von Marianne Stenglein

Wir sind heiß auf diese Weltmeisterschaft. Jeder freut sich auf diesen Kontinent.“

WM-Vorschau: 29. September bis 4. Oktober auf olympischen Kanal von Sydney

Das deutsche Team bereitete sich in Penrith auf die Weltmeisterschaften im Kanuslalom und Kajak-Cross vom 29. September bis 4. Oktober vor. Nach den beiden letzten Weltcups flog das deutsche Team nach Australien, um sich auf dem olympischen Kanal von Sydney im Jahr 2000 vorzubereiten. Die Strategie zur Überwindung des Jetlags war, mit einem entsprechenden Schlaf-Wach-Rhythmus in Europa bereits vier Stunden der Zeitverschiebung wegzunehmen. Die anderen vier Stunden konnten dann in vier Tagen in Australien ausgeregelt werden. „Wir sind heiß auf diese Weltmeisterschaft. Jeder freut sich auf diesen Kontinent.“

Nach dem Weltcup-Finale in Augsburg zeigte sich Cheftrainer Klaus Pohlen mit Blick auf die Weltmeisterschaften mit den Ergebnissen zufrieden. In den Slalom-Disziplinen war das deutsche Team in allen Finals vertreten. Im Kajak der Damen und Herren gab es eine Silbermedaille für Elena Lilik und Noah Hegge (beide Kanu Schwaben Augsburg). „Das ist sehr positiv, vor allem auch für Elena, dass sie sich nach ihrer Verletzung so eindeutig und erfolgreich zurückmelden konnte. Das stimmt uns sehr hoffnungsvoll für die WM“, sagte Pohlen. Ebenso habe Noah Hegge nach seinem Weltcupsieg im französischen Pau mit dem zweiten Platz in Augsburg sein Leistungsniveau bestätigt. „Das gibt noch einmal Rückenwind für Noah, denke ich.“ Ebenso werde natürlich auch auf Ricarda Funk gesetzt, die zwar das Finale beim Weltcup verpasst hatte, aber in ihrem Vorlauf ihr Top-Niveau einmal mehr unter Beweis gestellt habe.

Nicht ganz nach den Vorstellungen seien die Canadier-Wettkämpfe gelaufen, zumal Tasiadis für die WM nun ganz ausgefallen ist. „Wir würden trotzdem positiv hervorheben, dass der 19-jährige Niels Zimmermann einen sechsten Platz belegen konnte. Er hat auch zeitlich eindrucksvoll gezeigt, dass er hier mit den Besten mithalten kann.“ Und an den Torstabberührungen, die seinem jungen Alter zuzurechnen seien, „kann man jetzt noch arbeiten“. Auf jeden Fall nehme Zimmermann mit dieser Leistung „Rückenwind für die WM mit. Er kann dort frisch, fröhlich, frei an den Start gehen.“

Bezüglich der Cross-Wettkämpfe sagte Pohlen nach dem Weltcup-Sieg in Augsburg von Ricarda Funk, „trotz des Heimvorteils muss man hier erst einmal gewinnen. Was Ricarda Funk geleistet hat, war auch eine strategische Meisterleistung.“ So war es ihr erstmals gelungen, sich als Zweitplatzierte im Einzelzeitfahren eine sehr gute Ausgangsposition für die Kopf-an-Kopf-Rennen zu verschaffen. So konnte sich ihre Grundschnelligkeit auswirken. Auch Weltcup-Bronze von Tillmann Röller (KV Schwerte) mache Hoffnung. Für ihn sei es zwar nicht so einfach, weil er im Einzelzeitfahren immer sehr zu kämpfen hat, hatte deshalb auch mehrfach die Kopf-an-Kopf-Rennen verpasst. „In den Heats in Augsburg hat er sich dann gut durchgesetzt, das hat er gut gemacht.“ Beide Ergebnisse „tragen nun dazu bei, dass wir auch im Kajak-Cross mit einer breiten Brust Richtung WM gehen.“

Tokio-Olympiasiegerin und zweifache Weltmeisterin Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach & Kanu Schwaben) sagte im Vorfeld der reise: „Zuerst stand auf dem Plan, sich an Australien bzw. Sydney zu gewöhnen, den Jetlag zu verarbeiten. Es sind acht Stunden Zeitverschiebung. Das ist nicht mal eben so getan.“ Nicht das erste mal dort, habe schon mehrere schlaflose Nächte in Australien gehabt und wisse sie, was auf sie zukommt. „Ich habe aber mittlerweile meine Tools an der Hand, ich weiß, wie ich das zu händeln habe. Ich bin gespannt, wie es mir diesmal gelingen wird. Family und Friends bleiben leider in Deutschland. Ich würde sie am liebsten alle einpacken und mitnehmen. Aber Australien ist dann doch wirklich eine lange Reise. Ich glaube, auch finanziell wäre das ein ordentliches Brett.“ An irgendwelche Resultate denke sie aktuell nicht, „ich denke von Tag zu Tag“. Denn drei Tage nach dem Weltcup-Finale in Augsburg ging schon der Flug. Auf dem Flug nach Australien durften nicht fehlen: „Meine Kopfhörer, die sind ganz wichtig. Mein Kissen. Und Ohropaks. Und die Schlafmaske, die brauche ich. Ansonsten sind die schlaflosen Nächte fast vorprogrammiert.“ Wie Ricarda Funk den Flug nach Australien verbringt, was sie mitnimmt, über die Höhen und Tiefen der Saison und vieles mehr ist in dem Film (https://youtu.be/jijoC1oNL8o?si=TttlU4ccoR1JFnwi) zu sehen.

Noah Hegge (Kanu Schwaben Augsburg), Paris-Olympia-Bronzegewinner im Kajak-Cross feierte in dieser Saison im Kajak seinen ersten Weltcup-Sieg, zudem holte er Silber beim Weltcup-Finale in Augsburg. Gestärkt mit diesen Ergebnissen konnte er zur WM fahren. „Seit letztem Jahr habe ich viel an meiner Performance gearbeitet. Aktuell kriege ich sie ganz gut gefestigt. Ich komme gut in meinen Wettkampfmodus hinein. Das war im nach-olympischen Jahr nicht vorhersehbar, deshalb freue ich mich super, dass es aktuell so gut klappt. Ein bisschen konstanter kann es aber gerne sein.“

Elena Lilik (Kanu Schwaben Augsburg) hat beim Weltcup-Finale mit Kajak-Silber und ihrem fünften Platz im Canadier eindrucksvoll gezeigt, dass sie trotz der hohen Belastung aufgrund ihres Doppelstarts nach ihrer Hand-OP wieder ganz stark zurückgekommen ist. Zwar hatte es am zweiten Wettkampftag mit einer Medaille im Canadier nicht gereicht, „aber“, so sagte die Olympia-Silbergewinnerin von Paris, im sechsten Lauf innerhalb von 24 Stunden wird es schwierig“. Besonders erschwerend von der Belastung her sei zudem gewesen, dass man für die Strecke knapp zwei Minutem brauchte. „Das sind wir tatsächlich nicht mehr so gewohnt“, sagte sie. Gewohnt seien die Canadier-Frauen 90 bis 95 Sekunden. „Deshalb war das Programm sehr anstrengend.“ Mit Blick auf die WM in Australien sagte die Augsburgerin, gebe es zwar auch Vorlauf, Halbfinale und Endlauf. Allerdings sind nicht alle Läufe an einem Tag zu absolvieren. Ihre Schwester und Teamkameradin Emily Apel freue sich schon seit der nationalen Qualifikation darauf, mit Elena gemeinsam an der WM in Australien teilnehmen zu können. „Es wird eine tolle Zeit. Ich habe gedacht, dass dort 30 Grad sind“, sagte sie schmunzelnd, „habe jetzt aber gelernt, dass es doch kälter ist. Aber ich glaube, es wird trotzdem eine sehr schöne Zeit. Und ich hoffe, ich komme zufrieden nach Hause.“

Im Canadier der Damen setzt das deutsche Team auch auf Andrea Herzog (Leipziger KC). Die Saison lief für die Tokio-Bronzegewinnerin und zweifache Weltmeisterin (2019, 2022) zwar bisher nicht ganz nach Wunsch, dennoch zeigte sie mit ihren Fahrzeiten und einem Weltcup-Bronze, dass sie zur Weltspitze gehört. Und spannend dürfte es auch werden, was der Cross-Debütantin in dieser Disziplin gelingen wird. Mit einem Weltcup-Sieg im Gepäck könnte sie bei der WM auch ein Wörtchen mitreden.

Das „Küken“ des Teams, der 19-jährige Niels Zimmermann (Leipziger KC) hatte sich beim Weltcup-Finale Selbstvertrauen geholt, nachdem er drei starke Läufe zeigte und sich am Ende mit einem sechsten Platz belohnte. Mit Blick auf die WM sagte er: „Das hat mir enorm geholfen“, nachdem es bei den ersten Weltcups nicht nach seinen Wünschen gelaufen war.

Canadierspezialist Lennard Tuchscherer (Leipziger KC) hoffe nach seinem guten Ergebnis mit Platz zehn beim Weltcup-Finale etwas an Selbstvertrauen zu WM mitzunehmen. „Ich würde sagen, dass es bei mir nicht an der Kraft oder Ausdauer scheitert, sondern eher einfach ein mentales Ding ist, weshalb ich bei anderen Wettkämpfen so große Probleme habe, mal einen ordentlichen Lauf herunterzubringen.“

Verlust für das deutsche Team: Sideris Tasiadis und Hannes Aigner verletzungsbedingt nicht dabei

Der zweifache Olympia-Medaillengewinner und Weltmeister von 2022, Sideris Tasiadis (Kanu Schwaben Augsburg), kann nicht an den Weltmeisterschaften in Australien dieses Jahr teilnehmen. Diese Entscheidung wurde mit dem Sportler in Abstimmung mit dem Sportdirektor Jens Kahl und dem Kanuslalom-Cheftrainer Klaus Pohlen sowie der Rücksprache mit dem Mannschaftsarzt unmittelbar nach dem Rennen des Canadierspezialisten getroffen. „Die Hoffnung, die da war, dass Sideris schmerzfrei paddeln kann, hat sich leider nicht erfüllt“, sagte Cheftrainer Klaus Pohlen. Hinsichtlich der Gesundheit des Sportlers und auch einer langfristigen Planung Richtung Olympia 2028 habe der Deutsche Kanu-Verband nun beschlossen, dass Tasiadis nicht an der WM teilnehmen wird. Ziel sei zunächst nun, seinen Ellbogen auszukurieren, damit er im Herbst, „wenn es verantwortbar ist“, wieder ins Training einsteigen kann. Auch für Sideris Tasiadis selbst sei es die beste Lösung. Es bringe nichts, hinzufliegen, dann immer noch Schmerzen zu haben „und dann in den nächsten Flieger zurück einsteige. Deswegen bin ich froh, dass wir gemeinsam eine Lösung gefunden haben, indem man sagt, man nimmt mich gesundheitsbedingt aus der WM raus“. Und so könne er sich sauber und in Ruhe für die kommenden Saisons auskurieren, „damit ich so eine Verletzung nicht verschleppe“.

Auch der zweifache Olympia-Bronzegewinner (2012, 2021) und Weltmeister von 2018, Kajakfahrer Hannes Aigner (Augsburger KV) musste die WM verletzungsbedingt absagen. „Das ist für uns der nächste Rückschlag“, sagte Cheftrainer Klaus Pohlen. „Damit haben wir nun zwei sehr erfahrene Sportler +im Team verloren.“ Hannes Aigner hatte beim Weltcup-Finale den sechsten Platz belegt. Bitter ist es auch für das Kajak-Herren-Team: Denn gemeinsam mit Noah Hegge (Kanu Schwaben Augsburg) und Stefan Hengst (KR Hamm) schaute man beim Team-Wettbewerb, welcher bei einer WM ausgetragen wird, auf eine Medaillenchance in diesem Format. Aigner erklärte: „Aufgrund einer Sportverletzung, die ich mir vergangene Woche zugezogen habe, kann ich bei der Kanu-Slalom-WM 2025 in Penrith leider nicht an den Start gehen. Die Entscheidung fällt mir sehr schwer – es wäre meine zehnte Weltmeisterschaft gewesen. Ich war oft in Penrith, mag die Strecke sehr und hätte mich gefreut, nach vielen Jahren wieder zurückzukehren. Zuletzt war ich 2020 zur Olympia-Vorbereitung dort. Jetzt liegt der Fokus darauf, die Verletzung vollständig auszukurieren. Danke an mein Team, den Trainerstab und medizinische Betreuung für die Unterstützung. Ich hoffe, 2026 bei der WM in Oklahoma City wieder angreifen zu können.“

Die Stadt und der Kanal

Penrith liegt etwa 55 Kilometer westlich von Sydney am Fluss Nepean River, am Fuß des Weltkulturerbegebietes Blue Mountains. Das Wildwasserstadium war Austragungsort der Slalomwettbewerbe während der Olympischen Spiele 2000 in Sydney. Beim Bau wurden natürliche und künstliche Materialien kombiniert, um die Eigenschaften eines natürlichen Wildwasserflusses nachzubilden. Der U-förmige Kanal selbst besteht aus Beton und variiert in der Breite zwischen 8 und 14 Metern. Er ist 320 Meter lang und hat ein Gefälle von fällt 5,5 Metern. DKV Uta Büttner

* zwischenzeitlich hat Hannes Aigner seine sportliche Karriere beendet und wird sich in der Politik einbringen, er kandidiert für die Freien Wähler als OB Kandidat in Augsburg bei den nächsten Kommunalwahlen.

Marianne Stenglein / Kanu Schwaben Augsburg / Presse / 25.09.2025 / Text DKV Uta Büttner

Zeitplan WM Penrith/Sydney Australien

Montag, 29. September

CET Time

Ortszeit

 

4.20 Uhr

13.20 – 14.40 Uhr

Kajak-Cross Individual Herren

5.55 Uhr

14.55 – 15.55 Uhr

Kajak-Cross Individual Damen

8.30 Uhr

16.30

Eröffnungsfeier

Dienstag, 30. September

CET Time

Ortszeit

 

2.00 Uhr

10.00 – 13.05 Uhr

Canadier Qualifikation Herren & Damen

6.45 Uhr

14.45 – 15.15 Uhr

Team Canadier Herren (ohne deutsche Beteiligung)

7.20 Uhr

15.20 – 15.45 Uhr

Team Canadier Damen

Mittwoch, 1. Oktober

CET Time

Ortszeit

 

1.10 Uhr

09.10 – 13.03 Uhr

Kajak Qualifikation Damen & Herren

6.25 Uhr

14.25 – 14.55 Uhr

Team Kajak Damen

7.00 Uhr

15.00 – 15.50 Uhr

Team Kajak Herren (ohne deutsche Beteiligung)

Donnerstag, 2. Oktober

CET Time

Ortszeit

 

2.33 Uhr

10.33 – 12.38 Uhr

Canadier Halbfinals Herren & Damen

6.33 Uhr

14.33 – 15.11 Uhr

Canadier Finale Herren

7.16 Uhr

15.16 – 15.54 Uhr

Canadier Finale Damen

Freitag, 3. Oktober

CET Time

Ortszeit

 

2.33 Uhr

10.33 – 12.38 Uhr

Kajak Halbfinals Damen & Herren

6.33 Uhr

14.33 – 15.11 Uhr

Kajak Finale Damen

7.16 Uhr

15.16 – 15.54 Uhr

Kajak Finale Herren

Samstag, 4. Oktober

CET Time

Ortszeit

 

2.30 Uhr

10.30 – 11.39 Uhr

Round 1 Kajak-Cross Herren & Damen

3.47 Uhr

11.47 – 12.22 Uhr

Repechage Kajak-Cross Herren & Damen

5.00 Uhr

13.00 – 15.39 Uhr

Achtel-, Viertel- und Halbfinals Kajak Cross Damen & Herren

7.44 Uhr

15.44 – 15.48 Uhr

Kajak-Cross kleines Finale um Plätze 5 bis 8 Damen

7.48 Uhr

15.48 – 15.53 Uhr

Kajak-Cross kleines Finale um Plätze 5 bis 8 Herren

7.55 Uhr

15.55 – 15.59 Uhr

Kajak-Cross Finale Damen

8.01 Uhr

16.01 – 16.06 Uhr

Kajak-Cross Finale Damen

WM-Team:

Hegge, Noah

KS Augsburg

K1 & Kajak-Cross

Hengst, Stefan

KR Hamm

K1 & Kajak-Cross

Röller, Tillmann

KSV Schwerte

Kajak-Cross

Tuchscherer, Lennard

Leipziger KC

C1

Zimmermann, Niels

Leipziger KC

C1

Herzog, Andrea

Leipziger KC

C1 & Kajak-Cross

Bayn, Nele

Leipziger KC

C1 & Kajak-Cross

Lilik, Elena

KS Augsburg

K1 & C1

Funk, Ricarda

KSV Bad Kreuznach

K1 & Kajak-Cross

Apel, Emily

KS Augsburg

K1

https://www.kanu.de/_ws/mediabase/_ts_1758543579000/downloads/leistung/ks/DKV_Borsch%C3%BCre_Slalom_2025.pdf

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