Alexander Grimm
Die Kanusaison 2017 ist zu Ende und bei dem Olympiasieger Alexander Grimm ist nunmehr etwas Ruhe eingekehrt, bevor es wieder heißt: „angreifen“. Wir konnten mit „Alex“ dadurch ein Interview führen.
Wie kamst Du zum Kanusport und in welchem Alter hast Du mit Wettkämpfen begonnen?
Die Nähe zum Eiskanal hat mich zum Kanusport gebracht. Als gebürtiger Hochzoller bin ich im Alter von 6 Jahren zum Fußballverein FC Hochzoll geradelt. Der Eiskanal hat mich jedes Mal so fasziniert, dass ich anhielt und den Freestyle Paddlern beim Training an der „Waschmaschine“ zugeschaut habe. Bei der Vorgeschichte hätte ich eigentlich mit dem Freestyle anfangen sollen. Aber zu dieser Zeit gab es so viele tolle und erfolgreiche Slalom-Sportler, wie beispielsweise Oliver Fix (Weltmeister 1995, Olympiasieger 1996) oder auch Lisa Micheler-Jones (Olympiasiegerin 1992), die mir gezeigt haben, was man in diesem Sport alles erreichen kann. Mit 8 Jahren habe ich am Kuhsee dann meine erste Runden im Slalomboot gedreht. Zwei Jahre später konnte ich bereits an den ersten Schülerwettkämpfen teilnehmen.
Stand bei Dir der Kanusport immer im Vordergrund oder hast Du noch andere Sportarten die Dich faszinieren?
Kanuslalom stand für mich immer im Vordergrund, daran hat sich auch bis heute nichts wirklich etwas geändert. Es war für mich aber dennoch wichtig, einen Ausgleich zum trainingsintensiven Leistungssport zu haben, vor allem in den langen Wintermonaten. Sommersportler haben ja im Winter den höchsten Trainingsumfang, um im Sommer dann fit zu sein. Neben den vielen Einheiten auf dem Wasser, bin ich deshalb schon immer gerne in die Berge zum Snowboarden, Mountainbiken und Wandern gegangen. Ab und zu steht dann auch eine Skating-Ski Einheit auf dem Programm. Das macht den Kopf frei für neue sportliche Herausforderungen und der Spaß steht natürlich auch im Vordergrund.
Wieviel Stunden trainierst Du pro Tag im Kanuslalomboot?
Ich verbringe in der Regel so knapp 2-3 Stunden pro Tag auf dem Wasser.
Was machst Du beruflich bzw. studierst Du noch?
In den vergangenen Jahren habe ich neben dem Wettkampfsport zwei Hochschulabschlüsse absolviert. Einen Bachelorabschluss in Fahrzeug- und Energietechnik und einen Masterabschluss in Leichtbau- und Faserverbundtechnologie. Seit Frühjahr 2017 bin ich MBA-Student an der Hochschule München in der Fachrichtung Wirtschaftsingenieurwesen.
Wie bringst Du den Leistungssport und Deinen beruflichen Werdegang unter einen Hut?
Sport und Studium ist eine Doppelbelastung, keine Frage. Die größte Herausforderung ist dabei den Spagat zwischen Sport und Studium zu meistern und Prioritäten zu setzen. Im Sommer bin ich meist auf Wettkämpfen unterwegs und daher nur selten in der Hochschule. Im Winter bin ich dagegen weniger unterwegs, habe aber deutlich höhere Trainingsumfänge als im Sommer.
Im Sommer habe ich bisher meist viel Lernstoff verpasst, den ich im Winter über nachholen musste. Die Hochschule Augsburg zum Beispiel kommt ihren Leistungssportlern als offizielle Partnerhochschule des Spitzensports sehr im Faktor Zeitmanagement entgegen. Jedoch war es immer mein eigenes Bestreben, dass ich nichts geschenkt bekomme und mein Studium so gut und selbstständig, wie jeder andere auch, zu absolvieren. Ein paar Semester habe ich dadurch länger gebraucht, als es die Regelstudienzeit vorsieht, jedoch bin ich rückblickend sehr froh, dass ich es geschafft habe.
Kurzer Rückblick auf Deinen höchsten Triumph: Bei der nationalen Qualifikation im Frühjahr 2008 für die deutsche Olympiamannschaft in Peking 2008 setztest Du Dich gegen Deinen Vereinskameraden Fabian Dörfler und gegen den Hallenser Erik Pfannmöller durch. Bei den Olympischen Sommerspielen 2008 gewannst Du dann souverän die Goldmedaille auf der schweren Strecke in Peking. Alexander Grimm wurde 1986 in Augsburg geboren. Er startet für den Verein Kanu Schwaben Augsburg in der Bootsklasse der Kajak Einer Herren und hat auf nationaler wie internationaler Ebene zahlreiche Titel erworben. Der bislang größte sportliche Erfolg war der Olympiasieg in Peking im Kanuslalom. Aber Alex startete seitdem auch erfolgreich bei Boater Cross Wettbewerben und bei der Adidas Sickline Weltmeisterschaft an der legendären Wellerbrücke im Ötztal, dort errang er einmal die Goldmedaille und in diesem Jahr die Bronzemedaille. Was hat sich Deiner Meinung nach seit dem Jahr 2008 grundlegend bewährt und was würdest Du anders machen, wie gehst Du mit Deinen sportlichen Erfolgen um, aber auch mit den nicht so guten Zeiten?
Als Sportler durchlebt man immer ein Auf und Ab der Gefühle. Mal ist man erfolgreich und steht auf dem Podium, dann verpatzt man vielleicht schon im nächsten Wettkampf die Qualifikation oder das Semi-Finale und kann sich die spannenden Finals nur vom Zuschauerrand aus ansehen. In diesen Momenten überlege ich dann schon immer: wie wäre es jetzt ohne diesen Fahrfehler gewesen. Hätte ich im Finale gegen die anderen Jungs bestehen können? Hätte ich eine Medaille geholt, wenn ich dabei gewesen wäre? Diese Gedanken tun im Grunde nichts mehr zur Sache, denn der Wettkampf ist in solchen Situationen gelaufen. Jedoch hilft vielleicht gerade diese Reflexion dabei, nochmal in sich zu gehen und auch mit einem nicht so gut gelaufenen Rennen positiv abzuschließen.
Es gibt auf der anderen Seite nämlich auch wieder Wettkämpfe an denen vieles nach Plan läuft und das Glück auf der eigenen Seite steht. Wenn es gut läuft und ich meine Leistung auf den Punkt abrufen kann und so eine Medaille hole, ist das ein unbeschreibliches Gefühl und eine tolle Belohnung für die vielen Trainingseinheiten und Wettkampfvorbereitungen. Als im letzten Augenblick klar war, dass ich bei der Extremkajak-Weltmeisterschaft 2017 die Bronze-Medaille sicher hatte, war das ein solcher Moment und ein schöner Saisonabschluss für mich. Die Leistungsspitze ist im Slalom wie auch im Wildwasser-Extremkajak sehr hoch und ich messe mich in jedem Wettkampf mit der Elite. Wenn ich dabei was erreichen kann bin ich sehr stolz. Aber ich gönne es auch den anderen nationalen und internationalen Kanuten, wenn sie ihre Leistung auf den Punkt abrufen können und damit erfolgreich einen Wettkampf bestreiten. Je mehr Wettkampferfahrung man sammelt, desto besser kommt man mit den Höhen und Tiefen eines Sportlerlebens klar.
Welche Planungen hast Du für die nächsten Jahre im Kanusport an erste Stelle gesetzt? Sind die olympischen Sommerspiele in Tokio ein Anreiz für Dich? Die nationalen Qualifikationen zu Beginn des Kanujahres (Ende April/Anfang Mai) sind ja knallhart bei den Deutschen und besonders schwer ist es dann, wenn man den Sprung ins Nationalteam geschafft hat, das Niveau auf dem Highlevel bis zum Saisonhöhepunkt im September – die Weltmeisterschaft – dann zu halten. Andere gehen dann Eisessen oder Bummeln aber Du musst ständig trainieren auf höchstem Niveau. Wie stehst Du das mental durch?
Ich lasse dies alles auf mich zukommen und möchte eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio 2020 nicht ausschließen, aber bis dahin ist es auch noch lange hin.
Kajakfahren ist meine Leidenschaft, das ist der Grund warum ich so lange am Ball geblieben bin. Es macht einfach Spaß. Ohne Spaß fehlt der Antrieb. Ohne gesundes Selbstbewusstsein der Auftrieb