Augsburg ist bereit
Wie zufrieden sind Sie mit dem Meldeergebnis?
Thomas Schmidt: Ich bin sehr zufrieden. Im nacholympischen Jahr ist es immer ein wenig ungewiss. Einige Sportler beenden ihre Karriere, manche Nationen testen ihre Kader aus und wechseln Mannschafts-Besetzungen. Hinzu kommt, Augsburg war für zwei Jahre nicht auf der Weltcup-Bühne vertreten. In Anbetracht dessen sind wir mit 280 Starts aus 36 Nationen sehr zufrieden.
Was fällt Ihnen bei der Meldung auf?
Schmidt: Da tauchen zunächst alte Bekannte auf. Legenden wie Michal Martikan und die Hochschorner-Brüder greifen immer noch ins Renngeschehen ein. Erfreulich ist die große Resonanz bei den C1 Damen. Hier sind knapp 50 Boote am Start, das ist für uns ein Rekordergebnis. Ein ziemlicher Kahlschlag hingegen ist beim C2 der Herren zu verzeichnen. Nachdem diese Disziplin nun keine olympische Bootsklasse ist, haben einige Nationen direkt reagiert und kein Boot mehr gemeldet.
Sie sind heuer beim Weltcup nicht für die ICF tätig, sondern als Wettkampfleiter von Kanu Schwaben Augsburg. Haben Sie jetzt weniger Arbeit?
Schmidt: Das wäre schön, entspricht aber nicht der Realität. Das Rollenspiel hat sich etwas verändert. Zuvor hatte ich mehrere Hüte gleichzeitig auf, musste zwischen ICF und hiesigem Veranstalter hin und herwechseln. Jetzt ist die Rolle etwas eindeutiger formuliert. Allerdings sind wir auch beim Veranstalter in einer Umorganisation, die noch nicht ganz abgeschlossen ist.
Was war in der Vorbereitung des Weltcups für Sie die größte Herausforderung?
Schmidt: Über eine Zeit von knapp 40 Jahren hat Horst Woppowa die Veranstaltung meisterlich organisiert. Er hatte die Organisationsleitung inne und ist im letzten Jahr in den verdienten Altersunruhestand getreten. Wir haben seine Position auf zwei Personen (Hans-Peter Pleitner und mich) verteilt und auch drum herum neu strukturiert. Da gilt es Kommunikationswege neu zu etablieren, Aufgaben zuzuweisen und die Erfahrung von Jahrzehnten möglichst schnell aufzuarbeiten.
Olympiasieger, ICF-Funktionär, Bootsentwickler – haben Sie heute neben ihrem Beruf als Ingenieur bei KUKA noch Zeit für den Paddelsport?
Schmidt: Der Beruf macht unheimlich Spaß und ist sehr fordernd zugleich. Da braucht man einen gewissen Ausgleich. Den kann man im Verein finden. Sei es durch aktives Paddeln oder durch Mitarbeit in der Organisation einer Veranstaltung. Zum Paddeln komme ich immerhin in einem wöchentlichen Rhythmus, die Kinder sind nun auch von Virus erfasst, so habe ich die Gelegenheit selber wieder etwas regelmäßiger Sport zu treiben. Das war aber auch mit ein Grund, weshalb ich die Aktivität bei der ICF eingestellt habe. Bei der Bootsentwicklung bin ich auch nicht mehr so aktiv wie früher, habe allerdings meine Fühler in Richtung eines neuen Torstangensystems ausgestreckt. Allerdings fehlt mir auch dazu die Zeit.
Interview: Christian Doser