Boot & Spiele
Wie der Augsburger Eiskanal zum besten Wildwasser Stadion der Welt wurde
Boot und Spiele – Wie der Augsburger Eiskanal zum besten Wildwasser-Stadion der Welt wurde
Von der Olympiade 1972 bis zur Kanuslalom-WM 2022 spannt der Augsburger Filmemacher Michael Neumann in seiner Dokumentation einen Bogen über den legendären Eiskanal.
Die paddlerische Zeitreise beginnt sogar schon 1957 mit der ersten Kanuslalom-WM auf dem alten Stadtkanal und zeichnet den zähen Kampf nach, der nötig war, damit Augsburg und nicht München den Zuschlag als Austragungsort für die olympischen Kanuslalom-Wettbewerbe bekam. Was folgte, war der Bau des weltweit ersten künstlichen Wildwasserkanals in Rekordzeit und in einer Güte, der die Weltelite im Kanuslalom noch heute Respekt zollt. Als Karl-Heinz Englet dann am 28. August 1972 das olympische Feuer am Lech entzündete, bestaunten 30000 Zuschauer packende Wettkämpfe, bei denen jedoch nicht wie erwartet die westdeutschen Kanuten die Nase vorne hatten. Stattdessen gingen alle Goldmedaillen an die DDR, welche vor den Spielen den Augsburger Eiskanal in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in Zwickau nachgebaut hatten. Während selbiger nach der Olympiade zusehens versandete, entwickelte sich Augsburg mit seinem perfekten Trainingsmöglichkeiten in den folgenden Jahrzehnten zur Kaderschmiede schlechthin. Elisabeth Micheler-Jones, Oliver Fix, Thomas Schmidt, Alex Grimm und Ricarda Funk holten allesamt Gold bei Olympischen Spielen.
Nach den Weltmeisterschaften 1985 und 2003 lag es somit auf der Hand, dass sich die Fuggerstädter für die prestigeträchtige Ausrichtung der Kanu-Slalom-WM 2022 bewarben und angesichts des geschichtsträchtigen Datums auch den Zuschlag bekamen – 50 Jahre nach Olympia. Zuvor stand jedoch eine aufwändige Generalsanierung für über 20 Millionen an, damit die Infrastruktur rund um die Strecke den gestiegenen Anforderungen Rechnung tragen konnte. Der Kanal selbst mit seiner charakteristischen Strömung blieb jedoch unangetastet, denn der steht seit 2017 unter Sportdenkmalschutz.
Es war also alles angerichtet, als sich Ende Juli 2022 300 Kanutinnen und Kanuten aus 51 Nationen zum neuerlichen Kräftemessen am Eiskanal einfanden. Würden die Local Heroes diesmal am Ziel die Nase vorne haben? Zum Finale der 73 Minuten langen Doku begleitet Neumann die Augsburger Athleten Noah Hegge, Sideris Tasiadis und Ricarda Funk auf der »Streif des Kanusports« bis ins Ziel.
Erste öffentliche Premiere am 30. März um 20 Uhr im alten Schallers (Einlass ab 19 Uhr) Text Michael Neumann. Fotos von der WM 2022 in Augsburg von Marianne Stenglein