Bratislava war eine Reise wert!

27.09.2021 16:00
von Marianne Stenglein

Das war ein spannendes Wochenende bei der Weltmeisterschaft in Bratislava/Slowakei für die WM 2022 Delegation aus Augsburg, welche als Observer vor Ort waren.

Elana Lilik (geb. Apel)

Gar nicht so leicht, auf das Wettkampfgelände „Cunovo“ bei Bratislava überhaupt zu kommen. Notwendig war ein PCR Test, eine online Voranmeldung zur Anreise beim slowakische Ministerium, tagesaktueller Corona Test und daraufhin bekam auch die WM 2022 Delegation aus Augsburg ihre Akkreditierung.

Trotz der auferlegten Corona-Sicherheitsmaßnahmen und der damit erzeugten „Bubble“, in der sich die Sportlerinnen, Sportler und Betreuer, Kampfrichter und auch die Delegation aus Augsburg – bestehend aus Vertretern der Stadt mit Sportreferent Jürgen K. Enninger, Johannes Heiss, Manuel Schill, Carolin Edenhofner sowie Vorstandsvertreter der beiden Vereine Kanu Schwaben und AKV Augsburg – vertreten durch Hans-Peter Pleitner, Georg Oberrieser, Fabian Dörfler, Melanie Martin, und Marianne Stenglein, stellten sie einen attraktive Informationsstand mit top aktuellen Flyern und Give-aways auf dem Wettkampfgelände auf, um vor Ort über die WM 2022 Aktivitäten der Stadt Augsburg mit Unterstützung der beiden Kanuslalom Vereine, Auskunft zu erteilen und die bestehenden Kontakte vor Ort zu vertiefen.

Neben der Vielzahl an Aktivitäten in der Unterkunft, dem X-Bionic Center, war durch die gemeinsame Unterbringung mit den Athleten des Kanu-Slaloms und Extrem-Slaloms, sowie Sportlern, Funktionären der Verbände der anderen Nationen, besonders aber der Vertreter der ICF International Canoe Federation für die Projektabgleichung die Möglichkeit vor Ort gegeben. Anhand des vorgegebenen Protokolls gab es äußerst wichtige Besprechungspunkte, die zum Großteil abgeklärt werden konnten.

Das alles hat sich aber mehr als gelohnt! Zudem natürlich auch auf sportlicher Seite.

Das deutsche Nationalteam war mit sieben Sportlerinnen und Sportler vor Ort und diese kleine Truppe gewann den Nationencup 2021. Welch eine Überraschung auch für den Chef Bundestrainer Klaus Pohlen, welcher nach der letzten Siegerehrung den Pokal in Empfang nehmen konnte. Auch die ICF Fahne wurde am Ende der WM dem Sportreferenten der Stadt Augsburg Jürgen K. Enninger feierlich übergeben als Ausrichter der nächstes Jahr stattfindenden Kanuslalom- und CSLX Weltmeisterschaft in Augsburg.

Die Erfolge in Bratislava konnten sich auch wirklich sehen lassen – da liegt die Messlatte vom sportlichen Erfolg 2021 für die anstehende ICF Kanuslalom Weltmeisterschaft 2022 in Augsburg schon ziemlich hoch!

Canadier Einer Disziplinen am Sonntag in Bratislava, zuerst ging es in die Halbfinals, welche schon spannend verliefen, da einige Topstars den Sprung in die Top Ten Finals nicht schafften. Aber die Deutsche Doppelstarterin Elena Lilik - (mit CSLX bzw. Boatercross sogar dreifache Starterin) hat sich den Weltmeistertitel im Kanuslalom des Internationalen Kanu-Verbandes geholt und damit die Konkurrenz in den Schatten gestellt.

Es war ein weiterer hochdramatischer Tag, an dem Jessica Fox/Australien - die Olympiasiegerin - das Finale im C1 der Frauen verpasste. Damit war der Weg frei für Elena Lillik (Apel), die am Samstag Silber im K1 der Frauen gewonnen hatte, um den größten Sieg ihrer Karriere zu erringen.

Trotz einer Torstabberührung und dadurch zwei zusätzlichen Sekunden lag die Deutsche 0,31 Sekunden vor der Olympia-Silbermedaillengewinnerin Mallory Franklin aus Großbritannien.

Elena stand unten im Ziel in der „Leaderbox“ und wartete, bis ihre Konkurrentinnen im Ziel eintrafen, dann gab es vor Freude kein Halten mehr. Ihr erster Kommentar beim Interview : "Ich dachte, es würde knapp werden, ich dachte im Geiste, dass es vielleicht zum Sieg reichen würde". "Es ist unglaublich, ich kann es nicht glauben, dass ich in beiden Kategorien solide und schnelle Läufe hingelegt habe, und das macht mich wirklich stolz. Ich habe mich das ganze Jahr über so angestrengt, und ich bin so froh, dass ich das alles im letzten Lauf zusammenbringen konnte." Ihr Trainer Thomas Apel kam mit dem DKV Trupp zu Gratulieren und Tränen flossen vor lauter Freude.

Die Bronzemedaille ging übrigens an die 19-jährige tschechische Paddlerin Gabriela Satkova.

Vaclav Chaloupka aus der Tschechischen Republik wurde bei den Canadier Einer Herren Weltmeister, der Slowake Alexander Slafkovsky fuhr bei seinem möglicherweise letzten internationalen Auftritt die schnellste Zeit, doch eine Torstabberührung brachten ihm zwei Strafsekunden ein und das verwies den 38-Jährigen auf den zweiten Platz. Der deutsche Weltmeister von 2018, Franz Anton/LKC Leipzig, holte sich mit dem dritten Platz die WM Bronzemedaille

Canadier Einer Damen WM 2021:
    APEL Elena (GER) 99,03 (2 Strafsekunden)
    FRANKLIN Mallory (GBR) 99,34 (0)
    SATKOVA Gabriela (CZE) 102,50 (0)

Canadier Einer Herren WM 2021:
    CHALOUPKA Vaclav (CZE) 92,02 (0)
    SLAFKOVSKY Alexander (SVK) 92,17 (2)
    ANTON Franz (GER) 94,10 (2)

Auch der Samstag mit den Halbfinals und Finals der Kajak Einer Damen war ja schon ein Tag der Freude und Super Ergebnis für die Deutschen:

Ricarda Funk schaffte es mit einem super Lauf Geschichte zu schreiben. Diesen Samstag werden die beiden Augsburgerinnen und Zimmergenossinnen Ricarda Funk/KSV Bad Kreuznach und Elena Lilik (Apel)/ Kanu Schwaben so schnell nicht wieder vergessen.

Ricarda Funk wurde mit ihrem Sieg im Kajak Einer der Damen zur ersten Athletin überhaupt, die im gleichen Jahr die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen sowie die WM Goldmedaille gewann.

Es war zudem ihr erster WM Titel nach zweimal Bronze und einmal Silber. Normalerweise gibt es im Olympiajahr „keine“Weltmeisterschaft, aber da die olympischen Sommerspiele 2020 Coronabedingt erst 2021 stattfanden, kam dieses Novum zustande! Geplant war es ja von Jessica Fox, sich diese Titel zu holen, aber sie fuhr sich weder im Kajak Einer Damen in das Finale noch am Tag darauf im Canadier Einer.

So ergriff eben Ricarda ihre Chance und holte sich die begehrte WM Gold Medaille. Überglücklich war sie darüber, denn sie hatte sich zwar zwei Strafsekunden auf der schwer gehängten Strecke in Cunovo eingehandelt, lag aber dennoch 2,51 Sekunden vor ihrer 23-jährigen Teamkollegin Elena Apel (Silber) und der Britin Kimberley Woods (Bronze).

An einem Tag voller Dramatik verpassten die Weltcupsiegerin und dreimalige Weltmeisterin Jessica Fox aus Australien und die amtierende Weltmeisterin Eva Tercelj aus Slowenien beide das Finale, nachdem sie im Halbfinale 50-Sekunden-Strafen für das Verpassen eines Tores kassiert hatten.

Wie ging es den Kajak Einer Herren am Samstag?

Der Franzose Boris Neuveu kam mit fast vier Sekunden Vorsprung vor dem Italiener Marcello Beda ins Ziel und Joan Crespo/Spanien gewann die WM Bronzemedaille.

Aufgefallen ist, dass die Tschechen – welche vier der letzten sechs WM Titel gewannen – im K 1 Finale der Herren gar nicht vertreten waren.

Alle drei Deutschen K 1 Herren hatten sich für das Finale qualifiziert. Bester deutscher Kajakfahrer war Stefan Hengst (5.Platz). Beeindruckend auch Noah Hegge, der 22-jährige  Kanu-Schwabe paddelte souverän durch die schwere Strecke, handelte sich aber vier Strafsekunden ein und kam dadurch auf Platz sechs. Olympia-Bronzegewinner Hannes Aigner/AKV Augsburg verpasste das vorletzte Tor und landete damit auf Rang neun. Alle drei K 1 Fahrer ins Finale der Top 10 zu bringen, das ist schon enorm, alle drei hatten durchaus die Chance auch eine Medaille zu erringen, aber diesmal hatte es leider nicht geklappt, aber man muss die Tore schon sehr knapp und mit Risiko anfahren, um vorne dabei zu sein. Trotz alledem super Ergebnis, besondere Freude für den Nachwuchskanuten Noah Hegge bei seiner ersten WM der Leistungsklasse.

Die Chance auf eine weitere Medaille bestand noch für Hannes Aigner, denn am Sonntag Nachmittag gab es ja noch den Boater Cross (CSLX) Wettbewerbe, auch für Ricarda Funk sowie Elena Apel, welche sich dafür qualifiziert hatten.

Die Australierin Jessica Fox, C1-Olympiasiegerin von Tokio 2020 (bzw. 2021) und der Brite Joe Clarke, K1-Goldmedaillengewinner von Rio 2016, hatten es am Samstag und Sonntag beide nicht in Finale der Top 10 geschafft, machten dies aber mit Siegen in der neuen olympischen Disziplin Extremslalom wieder gut.  Der Boater Cross (CSLX) wird bei den olympischen Sommerspielen 2024 sein olympisches Debut geben.

Zum ersten Mal in ihrer Karriere verpasste Fox sowohl im C1 als auch im K1, in denen sie mehrfache Weltmeisterin ist, das Finale, doch sie drehte ihre Form und gewann bei ihrem erst dritten internationalen Einsatz das Gold im Extremslalom.

Schwabenkanutin Elena Apel setzte ihr unglaubliches Wochenende mit einer Silbermedaille fort, zusätzlich zu ihrem Gold im Canadier Einer Damen und Silber im Kajak Einer Damen, während  Evy Leibfarth/USA dann Bronze gewann. Für Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) und Hannes Aigner (AKV Augsburg) waren die Halbfinals leider Endstation. Ricarda Funk, die sehr schnell unterwegs war, wurde das Tor 5 zum Verhängnis, sie kam mit der Spitze an das Tor und schob es mit dem schweren Boater Cross Boot weg, somit kam sie nicht in den Finallauf. Hannes Aigner ist als Dritter in seinem Viertelfinale ausgeschieden.

Gold holte bei den Boater Cross (CSLX) Finalrennen der Brite Joe Clarke, Silber holte der Neuseeländer Finn Butcher, Dritter wurde der Österreicher Mario Leitner.
 

Kanuslalom Ergebnisse im Überblick:

Ergebnisse K1 Damen:
1. Ricarda Funk (GER) 94,80 (2), 2. Elena Apel (GER) +2,51 (0), 3. Kimberley Woods (GER) +3,10 (2)

Ergebnisse K1 Herren:
1. Boris Neveu (FRA) 83,92 (0), 2. Marcello Beda (ITA) +3,83 (0), 3. Joan Crespo (ESP) +3,98 (2), 5. Stefan Hengst (GER) +6,76 (2), 6. Noah Hegge (GER) +7,26 (4), 9. Hannes Aigner (GER) +55,85 (52)

Ergebnisse C1 Damen:
1. Elena Apel (GER) 99,03 (2), 2. Mallory Franklin (GBR) +0,31 (0), 3. Gabriela Satkova (CZE) +3,47 (0) … 14. Andrea Herzog (Halbfinale)

Ergebnisse C1 Herren:
1. Vaclav Chaloupka (CZE) 92,02 (0), 2. Alexander Slafkovsky (SVK) +0,15 (2), 3. Franz Anton (GER) +2,08 (2) … 33. Timo Trummer (GER) (Qualifikation 2. Lauf)

Außer den Kanuslalom und Boater Cross WM Wettbewerben fanden auch die Wildwasser Rennsport Weltmeisterschaften in Bratislava statt, also ein straff geschnürtes Wochenende.

 

Die Weltmeisterschaft stellte für die deutschen Wildwasserrennsportlerinnen und WW Sportler einen großen Erfolg dar. Mit Bronze, Silber und Gold holten die Athletinnen und Athleten die gesamte Palette der Medaillen und bewiesen, dass die Stärken des Teams Deutschland nicht nur auf der langen Distanz im Classic, sondern auch im Sprint liegen!

Die deutschen Kanutinnen, Christina Massini, Lisa Köstle und Jil-Sophie Eckert, zeigten einen starken Auftakt für das deutsche Team, in dem sie in der Teamwertung Silber und damit den Vize-Weltmeistertitel sichern konnten. Beim Mannschaftsrennen der Kajak-Herren konnte sich das deutsche Team, bestehend aus Yannic Lemmen, Björn Beerschwenger und Till Fengler, gegen die starke Konkurrenz durchsetzen und wurden, mit 1/100 Sekunden Vorsprung vor dem französischen Team, Weltmeister!

Die Schwabenkanutin Sabrina Barm startete im Canadier Einer der Damen und konnte sich in dieser Disziplin im Finale auf den 10. Platz fahren. Starke Leistung der Wildwasser Abfahrer auf der schwierigen Strecke in den wirklich kippligen Wildwasser Abfahrtsbooten solch tolle Leistungen!

Die Augsburger WM Delegation hat sehr viele positive Inputs mit aufgenommen und wird sie umsetzen.

Ein ereignisreiches und überaus erfolgreiches Wochenende, das sich gelohnt hat.

Marianne Stenglein, Referentin für Presse, Kanu Schwaben Augsburg, 27.09..2021

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