Faszination Kanuslalom
Da stand ich nun inmitten der Europameisterschaft bei strahlenden Sonnenschein auf der Bogenbrücke.
Ich selbst erst Neuling in diesem Sport und daher sozusagen noch grün hinter den Ohren.
Vor einigen Jahren habe ich Im Urlaub die Leidenschaft dafür entdeckt und wenn man erst einmal „Blut geleckt“ hat, kann man sich diesem nur schwer entziehen.
Obwohl es mir am Anfang wirklich nicht leichtfiel, 1000 km weit weg von zu Hause im schönen Südfrankreich, mit einer kleinen, anfangs noch unbekannten Gruppe ebenfalls Begeisterter für dieses besondere sportliche Urlaubsvergnügen…
Ich immer als letzte hinten dran, etwas ängstlich und unsicher.
Doch nach Ende des Kurzurlaubs im noch kalten März auf der noch kälteren Ardeche entschied ich mich einen Verein aufzusuchen, in dem ebenfalls viele Kajakbegeisterte waren. Die genauso vom Wildwasser fasziniert waren. Mit Ihnen konnte ich die Leidenschaft teilen.
Ich landete in der bekanntesten Stadt des Kanusports, in Augsburg. Der künstliche Betonkanal gefiel mir im krassen Gegensatz zur wunderschönen natürlichen Ardeche erst gar nicht.
Auch die vielen Torstangen waren mir erstmal so ziemlich im Weg. Da die künstliche Wildwasser-Anlage überwiegend zum Training der sogenannten Slalomkanuten genutzt wird, gehören die Torstangen aber nun mal dazu.
Doch ich sollte hier noch viele, viele Lehrjahre verbringen und so wurde der Kanal zu meinem zweiten Zuhause.
Am Augsburger Eiskanal zu stehen ist einfach faszinierend, die Kunst ihn irgendwann im Kajak paddelnd zu beherrschen, ein kaum zu beschreibendes Erlebnis. Doch soweit war ich zum damaligen Zeitpunkt der Europameisterschaft noch nicht.
Die Wucht des Wassers in der höchstens 10m breiten Wildwasserstrecke entsteht durch sein Gefälle von 4.1 m mit einer Fließgeschwindigkeit von bis 6 m/s.
Das entspricht wohl der Geschwindigkeit, wenn man nach der Gänsehaut vor Angst flüchtet.
Doch meine Gänsehaut, bei meinem Erlebnis damals, ermutigte mich, erst recht angewurzelt stehen zu bleiben.
Ich war als helfende Hand meines Vereins Kanu Schwaben bei der Europameisterschaft im Kanuslalom am Eiskanal, inmitten von 3000 Zuschauern dabei. Kanuslalom ist eine olympische Sportart im Wildwasser in der man mehrere Tore mit der Strömung oder entgegen der Strömung im Kanu möglichst fehlerfrei durchfährt.
Ich denke für jeden Außenstehenden ist es schon eine Kunst zu sehen, wie die Profis mit dem Boot zwischen den Stangen jonglieren und dabei so im Einklang mit dem Wasser arbeiten und nicht dagegen.
Wahnsinn!
Auch ich beobachtete von der Bogenbrücke wie unter mir, bei dem höchsten und engsten Abfall der Kanuslalomstrecke, sich 3 Boote während der Mannschaftsläufe gleichzeitig auf der Strecke akrobatisch durch das tosende Wasser bewegten. Es war einfach unglaublich, wie ein Slalomfahrer das Tor entgegen der Strömung passiert, während der nächste und übernächste fast wartend bei dieser Wassergeschwindigkeit, für einen Bruchteil einer Zehntelsekunde geradezu still zu stehen schien.
Und… da stand ich nun, inmitten der Europameisterschaft bei strahlendem Sonnenschein auf der Bogenbrücke und spürte eine Gänsehaut die mir den gesamten Rücken runter lief.
Roxana Lorenz