ICF Kanuslalom Weltcup in Pau - Heute keine Medaille für Deutschland im K 1
Hegge bester Deutscher mit Platz 10 im Finale
Deutsches Kajak-Team ohne Medaillen beim Weltcup in Pau - Nachwuchs zeigt gute Leistungen
In den Kajakrennen bei Weltcup im französischem Pau am heutigen Samstag hat Olympiasiegerin Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) mit ihrem vierten Platz die beste Leistung aus deutscher Sicht gezeigt. Eine unglückliche Berührung bereits am ersten Tor verhinderte Platz zwei. Bester deutscher Kajakfahrer war Noah Hegge (Kanu Schwaben Augsburg) mit Rang zehn. Der 23-Jährige haderte mit sich im Ziel, denn er hatte große Probleme auf der Strecke. Die Geschwindigkeit stimmte nicht, zudem kamen vier Strafsekunden hinzu. Die Podestplätze bei den Damen gingen an die Australierin Jessica Fox, Natalia Pacierpnik aus Polen und Tereza Fiserova aus Tschechien. Bei den Herren gewann der Belgier Gabriel de Coster vor dem Schwizer Martin Dougoud und Boris Neveu aus Frankreich.
Endstation Halbfinale
Die anderen Deutschen waren bereits im Halbfinale ausgeschieden. Elena Lilik (Kanu Schwaben Augsburg), die WM-Dritte von Augsburg, verpasste als 29. des 30-köpfigen Feldes den Endlauf deutlich. Bereits im ersten Streckenbereich unterlief der 23-Jährigen ein großer Fehler, verpasst ein Tor und muss neu Anlauf nehmen. Ein zweiter Fahrfehler im letzten Drittel und obendrauf ein verpasstes Tor katapultierten Lilik fast an das Ende des Feldes. „Ich habe gestern eine neue Paddellieferung bekommen, und wir haben dann damit ungetestet experimentiert. Das ist an zwei Stellen zum Verhängnis geworden. Die Grundgeschwindigkeit und die restlichen technischen Aufgaben haben definitiv gepasst“, betonte Lilik. Ihre jüngere Schwester, Emily Apel (Kanu Schwaben Augsburg), landete auf dem letzten Rang im Halbfinale. Dabei zeigte die erst 19-Jährige ein beherztes Rennen, wofür sie nicht belohnt wurde. Sie kam gut in den Lauf, bis es an Tor neun etwas zu eng wurde. Die Folge waren 50 Strafsekunden. Danach folgte ein weiterer Fünfziger folgte. „Ich bin im Großen und Ganzen zufrieden, ich habe es ins Semifinale geschafft, und das war das Hauptziel. Alles andere wäre Bonus gewesen. Ich wollte in meinen Halbfinallauf ‚All in‘ gehen, und das hab ich auch gemacht. Am Ende war es dann an zwei Stellen zu knapp. Aber ich denke, dafür bin ich hier, um daraus zu lernen und das für die Zukunft umzusetzen.“
Enttäuscht über ihre eigene Leistung schüttelten Tim Bremer (KST Rhein-Ruhr) und Stefan Hengst (KR Hamm) ihren Kopf nach ihrer Zieleinfahrt. Der 22-jährige Bremer bekam die Startchance aufgrund des Verzichts von Hannes Aigner (Augsburger KV). Nach einer zweimaligen Coronainfektion und einer Lungenentzündung, verbunden mit viel Trainingsausfall, zeigte Bremer eine sehr gute Leistung. Er kam gut in den Lauf, ließ jedoch im mittleren Streckenabschnitt viel Zeit liegen, sodass er als Halbfinal-16. den Finaleinzug am Ende verpasste. Hengst kam wie Bremer ohne Torstabberührungen durch den Parcours, doch verlor an allen Stellen Sekunde um Sekunde und landete damit auf dem 20. Rang.
Einige Deutsche hatten auf den Weltcup verzichtet
Nach den Heim-Weltmeisterschaften in Augsburg haben einige Deutsche auf die Starts bei den beiden verbliebenen Weltcups im französischen Pau und am nächsten Wochenende im spanischen La Seu d’Urgell verzichtet. C1-Weltmeister Sideris Tasiadis (Kanu Schwaben Augsburg) verzichtet, „der Weltcup-Gesamtsieg stand in dieser Saison nicht auf meinem Plan“, sagte der 32-jährige Canadierspezialist. Sein Fokus lag ausschließlich auf der WM. Auch C1-Teamkollege und WM-Bronzegewinner Franz Anton (Leipziger KC) ist nicht mit von der Partie. „Ich hatte mein Ziel ganz klar auf die Weltmeisterschaften in diesem Jahr ausgerichtet und habe dort mein Ziel erreicht.“ Zudem, so gibt der 32-Jährige offen zu, „da die WM so zeitig war, gibt es die Chance, sich etwas länger zu erholen, was leider mit dem voranschreitenden Alter leider nötig wird, obwohl man es nicht wahrhaben möchte“, sagte er mit einem Lachen. „Ich möchte lieber den Urlaub mit meiner Frau Rebekka genießen und in Leipzig dann langsam wieder ins Training einsteigen. Und Polizeidienst muss ich auch noch erledigen. So habe ich im Winter Zeit, um mich auf das Jahr 2023 vorbereiten zu können.“ Auch Tokio-Bronzegewinner Hannes Aigner (Augsburger KV) ist nicht dabei. „Wir erwarten in den kommenden Wochen Nachwuchs. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, nicht mehr für einen längeren Zeitraum von zuhause wegzufahren. Es würde mich natürlich sehr reizen, vor Abschluss der Saison noch das ein oder andere Event mitzunehmen, aber die Familie hat in diesem Fall Vorrang“, sagte der 33-Jährige, der damit zum zweiten Mal Vater wird. Auf den Start verzichtet haben auch die WM-Teilnehmer Jasmin Schornberg (KR Hamm), Caroline Trompeter (SKG Hanau) und Vinzenz Hartl (Augsburger KV). „Mit Paula im Gepäck wären die beiden Weltcups einfach zu anstrengend geworden“, erklärte Schornberg, die Ende 2020 ihre Tochter bekam. Trompeter, die um drei Hundertstel Sekunden den Einzug in die Extremslalom-Heats bei der WM verpasste, schreibt derzeit an ihrer Masterarbeit und arbeitet zugleich. In Absprache mit Cheftrainer Klaus Pohlen, so sagte sie, „ist es mit Blick auf Paris sinnvoll, die Uni jetzt möglichst schnell zu beenden, um den Fokus wieder voll aufs Paddeln zu legen und frühzeitig in die Vorbereitung für nächstes Jahr zu starten.“ Und Extremspezialist Hartl bestreitet derzeit eine Trainerausbildung.
Cheftrainer Klaus Pohlen sagte, „es ist sehr schwer, sich nach dieser erfolgreichen WM noch einmal zu motivieren.“ Erfreut und lobend äußerte er sich über die beherzten Rennen der Nachwuchstalente Tim Bremer und Emily Apel, die wichtige Erfahrungen sammeln konnten.
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Marianne Stenglein, Referentin für Presse, Kanu Schwaben Augsburg, Text DKV U.Büttner/ Fotos Ch. Käding