The race(gorrilas) are on!
Angestrengte Gesichter, die Anspannung vor der Schlüsselstelle ist hoch, jeder Paddelschlag sitzt … WM 2020 am Eiskanal? Nein, »nur« ein vereinsinterner Trainingswettkampf der Paddeljugend von Kanu Schwaben Augsburg am ersten Tag der Sommerferien. Organisiert von Thomas Schmidt, selbst Olympiasieger, Slalomtrainer und Vater zweier Kanuslalomkinder, möglich gemacht durch die unkomplizierte App »RaceGorilla«. Deren einfache Bedienung macht aus Paddeleltern im Nullkommanix versierte Zeitnehmer und Torrichter.
Der Wettkampf ist eine erfreuliche Abwechslung in diesem Jahr, sind doch alle bisherigen Rennen im Jahr 2020 Covid-bedingt ausgefallen. Außerdem soll bei diesem Probelauf versucht werden, die übliche Zettelwirtschaft der Kampfrichtereltern zu digitalisieren. Mit einer kleinen Erklärung der App »RaceGorilla« werden eine halbe Stunde vor dem Vereinsrennen die Eltern darauf eingeschworen, Start, Ziel und die Durchfahrt der einzelnen Tore mit ihren Smartphones festzuhalten. Auch die ausgewiesene Strecke ist neu. Von »den Becken« abwärts bis zu den Interims-Gebäuden der Augsburger Kanuvereine soll es auf dem Jugendkanal durch die Tore gehen. So können die 20 Paddler zwischen 8 und 14 Jahren schon mal im Becken einsteigen, um sich auf den Start vorzubereiten. Ein bisschen Hin-und Herfahren, versuchen, ob die Eskimorolle noch sitzt und die erste Aufregung abschütteln, bevor man an der Reihe ist und an den Start gerufen wird. Blöd ... oder spannend: die Walze auf Höhe des Bundesleistungszentrums unter der Brücke, die befahren werden muss, um keinen 50er zu bekommen. Gemeint sind die 50 Strafsekunden, die man auf seine Zeit aufgeschlagen bekommt, wenn man ein Tor auslässt.
Während des Rennens hat man von der BLZ-Brücke die beste Übersicht auf die Athleten und besagte Walze. Die Paddler fahren an besagter Stelle dann auch alles auf, was die Gesichtsakrobatik zu bieten hat: dicke Backen, große Augen, rausgestreckte Zungen ... die komplette Mimik, die Anstrengung und Anspannung auszudrücken vermag, ist am Start. Die Kampfrichtereltern halten alle perfekten Befahrungen, aber leider auch alle Fehler bei der Durchfahrt der Tore, digital fest. Die App funktioniert super und recht unmittelbar, so dass jederzeit ein Zwischenstand über die Leistung der Kinder abgerufen werden kann. Das hilft beim zweiten Lauf, um vielleicht doch noch das ein oder andere Tor enger, schneller oder überhaupt zu fahren. Ein echter Fortschritt.
Dann geht es zu den Mannschaftsläufen. Immer drei Kinder gehen als Team an den Start und befahren die Tore im Reißverschlussverfahren hintereinander. Am Ende bei der Zieldurchfahrt dürfen zwischen dem Ersten und dem letzten Paddler nur wenige Sekunden Abstand sein. Für einige der Teams ist der Mannschaftslauf Premiere und die Kinder diskutieren aufgeregt, wer an erster, zweiter oder dritter Position fahren soll. Jeder will das Team so gut wie möglich unterstützen, keinen Fehler machen oder schlimmstenfalls nicht hinterherkommen. Die Aufregung steigt. Der erste Lauf der Teams klappt jedoch sehr gut. Selbst die Mannschaftsneulinge haben sich perfekt eingegliedert und die mitunter komplexen Situationen während des Rennes mit Bravour gelöst und sind super zusammen durchs Ziel gekommen. Erst im zweiten Lauf merkt man, wie die Konzentration sinkt. Fahrfehler häufen sich und es gibt sogar einen Schwimmer.
Aber das Wasser ist warm und klar und helfende Hände schnell zur Stelle. Alle sind schnell darüber hinweg und jetzt gibt es erstmal eine Runde Baden und dann Pizza von unserem neuen Hausitaliener direkt neben dem Interims-Bootshaus. Und weil mit Race Gorilla die Auswertung des Rennens nur einen Knopfdruck weit weg ist, gibt es auch sofort die Siegerehrung. Annika Dittfurth ist an diesem Tag das schnellste Mädchen, die Eichele Brüder dominieren bei den Jungs, Moritz macht das Rennen in der Klasse Schüler B und Levi siegt bei den Schüler C. Die kompletten Ergebnisse gibt es hier: https://results.racegorilla.com/2081/results. Gewonnen haben an diesem Tag aber alle an Wettkampferfahrung und viel Spaß gab es obendrein. Sollten wir eigentlich öfter machen – den Trainingsfleiß spontan auf den Prüfstand stellen und Adrenalin durch Competition erzeugen. Also dann, bis nächsten Samstag!
Bericht: Katharina Neumann; Fotos: Michael Neumann