Vor 50 Jahren...
Zwei Jahre lang kämpfte die Stadt Augsburg darum die zum ersten mal bei Olympischen Spielen ausgetragenen Kanuslalom Disziplinen auf den Augsburger Eiskanal zu holen.
Unermüdlich an der Spitze der damalige Oberbürgermeister Wolfgang Pepper, Sportreferent Hans Breuer, TSV Schwaben Ehrenmitglied Karl Heinz Englet und der Sportredakteur der Augsburger Allgemeinen Robert Deininger um hier nur einige zu nennen. Unterstützung kam auch vom damaligen Oberbürgermeister der Stadt München Dr. Hans-Jochen Vogel.
Ein strikter Gegner der Austragung des Kanuslaloms in Augsburg war der IOC-Präsident Avery Brundage. Dazu in der AZ am 25.3.1970, Brundage: „Kanuslalom in München oder gar nicht“
Auch der Deutscher Kanu-Verband favorisierte den Bau einer Wildwasserstrecke an der Isar in München. Die hätte man aber nach der Olympischen Spielen wieder abgerissen.
Beim IOC-Kongress am 13. Mai 1970 in Amsterdam fiel dann aber die Entscheidung für Augsburg.
H.W.
AZ-Sportreporter Robert Deininger berichtete live aus Amsterdam:
Olympischer Kanuslalom 1972 auf Augsburgs Eiskanal
Nur drei Gegenstimmen bei der entscheidenden Abstimmung im Amsterdam – Unterstützung durch die Tschechoslowakei
Amsterdam. Der 13. Mai 1972 ist für die Sportstadt Augsburg und das ganze sportbegeisterte schwäbische Gebiet zu einem Glückstag geworden: Ausgerechnet an diesem 13. Mai fiel endgültig die Entscheidung bezüglich des olympischen Kanuslaloms 1972 zugunsten von Augsburg. In der Vormittags - Plenarsitzung des IOC im blauen Saal des RAI-Messegebäudes war noch kein Beschluss zustande gekommen. Präsident Avery Brundage wollte offenbar Zeit gewinnen. Am Nachmittag trat das IOC-Gremium im Sitzungszimmer des Esso-Motels, nur wenige Meter vom Messekomplex entfernt, erneut zusammen, und hier fiel schließlich gegen Abend die Entscheidung für die Strecke auf dem Augsburger Eiskanal. Voraussichtlich am Dienstag, den 29. August 1972, wird beim Hochablaß um die Medaillen in vier Disziplinen gekämpft.
NOK-Chef Willi Daume erklärte uns in einer Sitzungspause:“ Unser Vorschlag Augsburg ist diesmal glatt durchgegangen. Avery Brundage konnte sich mit Augsburg zwar immer noch nicht befreunden, aber er opponierte auch nicht mehr so nachhaltig wie bisher. Unser Vorschlag Augsburg ging mit nur drei Gegenstimmen durch. Besonders erfreulich ist es, dass auch die Siegerehrungen und die Medaillenübergaben in Augsburg abgewickelt werden können, was nur per Akklamation entschieden zu werden brauchte.“
Auf die Medaillenvergabe an Ort und Stelle hatte von Augsburger Seite nach Brundages Opposition niemand mehr gerechnet. Wie Daume erklärte, unterstützten vor allem die Tschechoslowaken nachdrücklich den Vorschlag Augsburg. Das mag wohl mit darauf zurückzuführen sein, dass sich gerade die CSSR-Kanuten in den letzten beiden Jahrzenten in Augsburg, unter anderem bei der Weltmeisterschaften 1957, sehr wohl gefühlt haben und Strecke und Publikum schätzen. Möglicherweise wird in Augsburg das olympische Feuer brennen, nachdem dies bei vorhergegangenen Olympischen Spielen außerhalb des eigentlichen Hauptorts sehr häufig schon der Fall war. Hierrüber wurde jedoch nicht abgestimmt. Daume machte freilich klar, dass er den Begriff Olympiastadt nicht gerne hört, gerade hier ist Brundage sehr allergisch, denn für ihn gibt es nur eine Olympiastadt und die heißt München. Der Amerikaner will nicht einmal Kiel diesen Status zuerkennen, wo bekanntlich die Segelwettbewerbe stattfinden. Kiel und Augsburg sind also „nur“ Austragungsorte olympischer Disziplinen. Wie dem auch sei: Die Augsburger und mit ihnen alle Schwaben können sich freuen, olympische Wettkämpfe zu erleben, und zwar im Kanuslalom (wo um die Medaillen im Kajak Einer der Damen und Herren sowie Canadier Einer und -Zweier der Herren gekämpft wird), Fußball und Hallenhandball (jeweils Vor- und Zwischenrundenspiele). Außerdem findet vor den Spielen in der Sporthalle am Rosenauberg noch das vorolympische Basketball-Qualifikationsturnier für München statt.