Vorschau auf den Heim-Weltcup in Markkleeberg vom 30. August bis 1. September
Beim Heim-Weltcup in Markkleeberg vom 30. August bis 1. September können sich drei Deutsche ihren Startplatz für Olympia 2020 vorzeitig sichern.
Die drei Augsburger Ricarda Funk, Hannes Aigner und Sideris Tasiadis haben es in der Hand: Werden sie bestes deutsches Boot in ihrer Disziplin beim Heim-Weltcup in Markkleeberg vom 30. August bis 1. September, haben sie ihr Olympia-Ticket vorzeitig gebucht. Denn selbst ein Weltmeistertitel ihrer nationalen, schärfsten Konkurrenten würde daran nichts mehr ändern. Klar ist schon jetzt, bei den Damen im Canadier-Einer ist der interne Kampf um die Olympia-Fahrkarten offen bis nach den Weltmeisterschaften in Spanien. Denn die Leipzigerin Andrea Herzog und Elena Apel aus Augsburg sind punktgleich. In den Kampf nicht mit einsteigen kann C1-Fahrer Florian Breuer. Der Augsburger ist nach einer Verletzung noch nicht wieder zu 100 Prozent fit.
Tasiadis im C1 und Funk sowie Aigner im K1 haben mit 21 Punkten bisher die höchstmögliche Punktzahl für die interne Olympia-Qualifikationswertung eingefahren. Bei den Canadierinnen führen Herzog und Apel mit jeweils 17 Punkten.
Tasiadis oder Anton?
Hochspannung verspricht das Duell zwischen Tasiadis und dem Leipziger Franz Anton im Einer-Canadier. Weltranglisten-Erster gegen Weltmeister. Wird Anton den Druck aushalten. Er muss beim Heim-Weltcup, auf seiner Heimstrecke liefern. Lediglich 14 Punkte stehen bei ihm zu Buch. Kann er sich in Markkleeberg nicht vor Tasiadis platzieren, ist der Traum von Olympia 2020 in Tokio vorzeitig geplatzt. Doch er empfindet nicht mehr Druck als bei anderen Rennen: „Es ist ein Weltcup. Und nur weil im Nachgang noch diese Olympia-Sache dransteht, habe ich mich jetzt beim Training die ganze Zeit in der Wettkampfpause überhaupt nicht von beeinflussen lassen. Und das werde ich auch nicht beim Wettkampf machen.“ Heimstrecke, das bedeutet mit seinen vielen Fans und deren Anfeuerung Vor- und Nachteile für den 29-Jährigen. Vor allem vor dem Start wünscht sich der Weltmeister Ruhe, Ruhe um sich auf seinen Wettkampf konzentrieren zu können. Auch wenn er weiß, dass seine Fans ihn nur Glück wünschen möchten, „das verstehe ich auch“, sagt er. Anton baut jedoch auf seinen Vorteil: „Es ist meine Heimstrecke, ich kenne sie natürlich sehr gut.“ Und so hofft Anton, dass er die Anfeuerung der Zuschauer in Geschwindigkeit umsetzen kann. „Ich will nur mal in Leipzig bei so einem hochkarätigen Wettkampf aufs Treppchen fahren. Das habe ich bisher noch nicht geschafft“, sagt der Leipziger und fügt noch kurz an, „außer im C2.“ Topvorbereitet fühlt sich Anton. So läuft sein neues Boot gut, dass er nach seinem Weltcup-Sieg im tschechischen Bratislava ausgebaut hatte. Sein Rivale Tasiadis hat einen komfortablen Vorsprung. „Aber ich kann mich nicht darauf ausruhen, weil Franz sehr, sehr stark ist. Der will natürlich daheim gewinnen, damit er wieder aufholt auf mich“, sagt der 29-Jährige. Die Markkleeberger Strecke liegt dem ersten Weltcup-Sieger der Saison von London auch gut, „aber es natürlich ein bisschen schwieriger für mich, in Markkleeberg zu gewinnen, da Franz natürlich dort jeden Tag trainiert und somit einen Heimvorteil hat.“ Der dritte C1-Spezialist, Florian Breuer aus Augsburg muss wegen einer nicht vollständig auskurierten Verletzung auf den Start beim Heim-Weltcup verzichten. Für ihn wurde der U23-Beste dieser Saison, Timo Trummer aus Zeitz nominiert. „Ich find es großartig, dass ich am Weltcup teilnehmen kann. Ich freue mich aber nicht nur, in einem so starkem Starterfeld mein Bestes zu geben. Es ist auch etwas Besonderes, vor heimischem Publikum bei so einem Event teilnehmen zu können“, sagt der Zeitzer. Dabei hat er ehrgeizige Ziele: „Auf jeden Fall möchte ich das Halbfinale erreichen. Und wenn es gut läuft, möchte ich natürlich auch ins Finale einziehen.“
Maxeiner will seine Chance nutzen
Auch bei den Kajakfahrern kann bereits beim Heim-Weltcup die Entscheidung um den Olympia-Startplatz im nächsten Jahr fallen. Hannes Aigner, der Weltmeister, hat sieben Punkte Vorsprung auf Tim Maxeiner (Wiesbaden). Der Waldkircher Fabian Schweikert ist mit zehn Zählern derzeit drittes Boot. „Ich fühle mich gut vorbereitet und freue mich jetzt auf den dritten Teil der nationalen Olympia-Qualifikation und den Heimweltcup. Aufgrund der Atmosphäre sind die Weltcups in Deutschland immer etwas Besonderes und für mich das Highlight einer Saison“, sagt Maxeiner, der seinen Job vor kurzem gekündigt hatte, um sich auf die Wettkämpfe konzentrieren zu können. „Die ausschließliche Fokussierung auf den Sport hat mir sehr gut getan“, sagt der 33-Jährige. „Markkleeberg liegt mir gut. In den vergangenen Jahren habe ich bei den nationalen Ausscheidungsrennen eine Vielzahl an guten dort Wettkämpfen gefahren, so dass ich nun mit einem guten Gefühl anreise. Aufgrund der Trainingsvergleiche gehe ich auch mit einem guten Gefühl in den dritten Teil der Olympia-Qualifikation, die für mich besonders im Fokus steht. Die knappe Niederlage gegen Hannes in London war zwar bitter, hat aber auch nochmals gezeigt, dass wir aktuell eng beieinander liegen, was auch die letzten Trainingsvergleiche unterstrichen haben.“
Für Schweikert wird es besonders schwer, noch einmal in den Kampf um die Olympia-Tickets einzugreifen. Er hatte sich an der Hand verletzt, konnte nicht zu 100 Prozent trainieren. Doch nun plagen den 26-Jährigen keine Schmerzen mehr. Nur, „sehr hohe Belastungen für die Hand, wie zum Beispiel Krafttraining, sind zum Teil noch schwer“, sagt er. Auch wenn seine Ausgangsposition nicht die beste ist, „werde ich die verbleibenden zwei Qualifikationswettkämpfe voll konzentriert angehen und dabei versuchen, mich ausschließlich auf meine Leistung zu fokussieren. Die Strecke in Markkleeberg ist definitiv eine meiner Lieblingsstrecken“, betont der Waldkircher.
Hat Funk als Spezialistin einen Vorteil?
Ricarda Funk, die einzige deutsche Fahrerin, die sich nur auf den Kajak-Einer konzentriert, hat sich bisher einen Vorsprung von neun Punkten auf die Augsburgerin Elena Apel und Jasmin Schornberg vom KR Hamm eingefahren. Doppelstarterin Apel, bisher C1-Spezialistin, war von ihren Leistungen im K1 selbst ein wenig überrascht. Mit Schornberg, ursprüngliche K1-Spezialisten und in dieser Saison auch C1-Nationalmannschaftsmitglied, liegt Apel nun punktgleich auf Platz zwei. Das ist für die 20-Jährige der Anlass, sich nicht ausschließlich auf den Einer-Canadier zu konzentrieren. Der Grund: Das zweite Boot, das Ersatzboot für Olympia, muss sich in der nächsten Saison nicht für die Nationalmannschaft qualifizieren. Es ist bereits gesetzt. „Darum ist es mein Ziel, auch im Kajak mindestens noch den zweiten Platz zu verteidigen. Das wäre richtig, richtig cool“, sagt die Augsburgerin. Deshalb will sie auch im Kajak noch einmal voll angreifen. Die Markkleeberger Strecke spielt ihr dabei in die Karten. „Es ist eine richtig schöne Strecke.“ Gleichzeitig bedauert sie, dass die Strecke nach den nationalen Ausscheidungswettkämpfen im April noch einmal etwas verändert wurde. „Aber anhand meiner letzten Erfolge in Markkleeberg sieht man, dass mir die Strecke recht gut liegt“, blickt die 20-Jährige optimistisch auf den Weltcup. „Ich kann es deshalb kaum erwarten, dass es losgeht.“ Schornberg ist mittlerweile die Einzige im deutschen Team, die sich nicht vollständig auf den Sport konzentrieren kann. Sie arbeitet weiterhin nebenbei als Texterin. „Im K1 würde ich mich übers Finale freuen“, sagt die 33-Jährige. Sie hat im Training den Fokus nicht auf den Kajak-Einer gelegt.
Herzog, Apel oder doch Schornberg?
C1-Fahrerin Andrea Herzog ist die zweite Deutsche, die sich auf eine Disziplin konzentriert. Ihr Abitur hat die 19-Jährige am Leipziger Sportgymnasium in diesem Jahr absolviert und ist seit 1. Juli bei der Bundeswehr. Dort absolviert sie zunächst für elf Monate einen freiwilligen Wehrdienst. Im internen Kampf um die Olympia-Plätze haben Herzog und Elena Apel gleiche Punktzahl. „Nervös macht einen das natürlich schon, aber nur wenn man daran denkt. Im Prinzip ist es ‚nur‘ ein Weltcup, und so denke ich auch erst mal. Den gut fahren und dann schauen wir, was am Ende rauskommt“, sagt die Leipzigerin. Einen Heimvorteil sieht sie natürlich, „weil man schon viel mehr Kombinationen gefahren ist. Aber das vor allem gegen die internationale Konkurrenz, weil die die Strecke allgemein noch nicht so oft gefahren sind. Die Augsburger trainieren doch öfter hier, in Vorbereitung auf die Quali und auf den Weltcup jetzt. Die kennen unsere Strecke also auch sehr gut. Und am Ende zählt trotzdem, wer die Strecke am besten fährt. Da kann man noch so viel trainieren und gewinnt am Ende trotzdem nicht“, sagt Herzog. Denn auch, wenn Apel den Kajak-Einer nicht aus den Augen verloren hat, „mein Fokus liegt klar auf dem C1“, sagt Doppelstarterin Apel. Nicht zuletzt möchte Jasmin Schornberg auch noch ein Wörtchen mitreden, auch wenn sie mit zehn Punkten etwas abgeschlagen ist. „Ich habe in den vergangenen Wochen etwas mehr im C1 trainiert, da ich in jeder Einheit noch eine Menge dazu lernen kann und mich meine Fortschritte einfach motivieren Gas zu geben. So langsam fühle ich mich im C1 sogar wohl“, sagt die Wahlaugsburgerin vom KR Hamm lachend. Deshalb möchte sie in Markkleeberg auch eine Runder weiterkommen, „und einfach das zeigen, was ich kann“, sagt Schornberg.
Geänderte Strecke in Markkleeberg nach nationalen Wettkämpfen im April
„Die Strecke in Markkleeberg wurde nach den nationalen Qualifikationsrennen ganz leicht geändert“, sagt der Leipziger Trainer Felix Michel. So wurde direkt nach dem Start eine kleine Wasserwalze entfernt, damit der Sportler schneller Geschwindigkeit aufbauen kann. Die erste Welle, etwa 30 Meter nach dem Start wurde stabiler und etwas breiter gestaltet. Und im ehemaligen Sparkassenbogen wurde eine Wasserwalze dazu gebaut. Der untere Teil der Wettkampfstrecke wurde jedoch dabei nicht verändert.
Gründe dafür ist die gleichzeitige Nutzung des Kanals durch Freizeitsportler (Rafting), erklärt Michel. Das Rafting beginnt immer erst nach der nationalen Qualifikation mit seiner Paddelsaison. „Nicht immer sind unsere für den Leistungssport gesteckten Hindernisse die besten Varianten für den Freizeitsport, da auch mit unterschiedlichen Wassermengen gefahren wird. Diese Veränderungen sind ein Agreement, bei dem die Interessen des Leistungssports und des Freizeitsports berücksichtigt werden“, erklärt Michel die Umbauten.
Text und Fotos: Uta Büttner, Media Manager im Kanu-Slalom