Wildwasser-Rennsport hat nun gegenüber Beruf das Nachsehen
Es sind neue berufliche Perspektiven bei der Bundeswehr, die Normen Weber künftige keine Zeit mehr für internationale Wettkämpfe im Wildwasser-Rennsport lassen. Dies erläuterte er am Freitag in Augsburg bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des Weltcup-Finales im Wildwasser-Rennsport am 10. und 11. Juni. Der 31-jährige Zeitsoldat ist beim Artillerie-Lehrbattallion 345 in Idar-Oberstein als Hauptmann in die Stabsabteilung aufgerückt. Das bringe eine Fülle neuer Aufgaben mit sich – und im nächsten Jahr einen mindestens sechsmonatigen Einsatz im Ausland. „Die Bundeswehr hat mich viele Jahre im sportlichen Einsatz gut unterstützt“, betonte Normen Weber, und ihn immer wieder für Trainingslager und Wettkämpfe freigestellt. Doch nun nehmen die Verpflichtungen zu.
Er habe sich an diesem Punkt bewusst für die berufliche Perspektive in der Bundeswehr entschieden, so Normen Weber, der vor zwei Wochen erneut in fünf Kanu-Disziplinen Deutscher Meister wurde. Kollegen und Funktionäre haben zuletzt noch versucht, ihn zu einem Start bei der Weltmeisterschaft im südfranzösischen Pau zu überreden. Doch mitten in der Vorbereitungsphase hat sein Arbeitgeber einen Pflichttermin angesetzt. Ohne ausreichende Vorbereitung habe es aber keine Sinn, sich mit den schnellsten Wildwasser-Paddlern der Welt zu messen, so Weber, der seit acht Jahren für Kanu Schwaben Augsburg (KSA) startet. Das Weltcup-Finale in Augsburg und auf dem Lech bei Landsberg bleibt sein letzter internationaler Wettkampf.
Webers Team-Kamerad Rene Brücker nutzte die Weltcup-Pressekonferenz zu herzlichen Abschiedsworten. „Danke für die schöne Zeit“, sagte der 46-jährige Paddler, der für Blau-Weiss Bonn startet. Er hob vor allem den „problemlosen Umgangston“ zwischen ihm und Normen Weber hervor. Sein ein Wettkampf mal schlecht verlaufen, dann habe es im Team keinen Zoff gegeben, sondern eine nüchterne Analyse der Schwachpunkte. Die Paddler in einem Zweier-Canadier auf Wildwasser müssen sich in Sekundenbruchteilen intuitiv gleich entscheiden und handeln, erläuterte Brücker. Wenn das nicht klappe, dann komme man im Wildwasser sehr schnell von der Ideallinie ab.
Jens Perlwitz, der für Leistungssport zuständige DKV-Vizepräsident, würdigte Weber als langjähriges Aushängeschild für den Wildwasser-Rennsport in Deutschland. Er nutzte die Gelegenheit auch, um auf die aus DKV-Sicht unbefriedigende Förderung für diese nicht-olympische Sportart hinzuweisen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) fördere mit erheblichen Mitteln olympische Sportarten, deutlich weniger Unterstützung gebe es für nicht-olympische Disziplinen. Das betreffe auch den Wildwasser-Rennsport. Eine Arbeitsgruppe im DOSB soll nun hierfür neue Richtlinien entwickeln. Doch der DKV werde nicht informiert, wie die Diskussion hier verlaufe. Perlwitz äußert sich – noch – diplomatisch: „Wir würden uns freuen, wenn im neuen DOSB-Förderkonzept auch unsere Interessen zur Förderung von nicht-olympischen Verbänden berücksichtigt würden.“
Beim Weltcup-Finale, das der KSA ausrichtet, finden die Sprint-Wettkämpfe auf der rund 300 Meter langen Wildwasser-Olympiasstrecke in Augsburg statt. Für den Classic-Wettkampf starten die Kanuten auf dem Lech von Landsberg nach Kaufering. Dieser Abschnitt, so erläutert Organisationsleiter Horst Woppowa von KSA, sein eines der wenigen frei fließenden Abschnitte auf dem ansonsten in Bayern weitgehend aufgestauten Fluss. „Diese Strecke ist anspruchsvoller als gedacht“, berichtete nach einer Probefahrt Sabine Füßer. 42-jährige Siegburgerin startet ebenfalls seit einigen Jahren für Kanu Schwaben Augsburg und paddelt regelmäßig auf Top-Platzierungen. Sie hat am vergangenen Wochenende beim Weltcup in Muothatal in der Schweiz ein neues Abfahrtsboot ausprobiert und sich dieses Modell gleich bestellt. Damit hofft sie nun auf ein erfolgreiches Weltcup-Finale in Augsburg.
Kanu Schwaben Augsburg – Pressemitteilung zum Weltcup-Finale Wildwasser Rennsport, 9. Juni 2017